Virtueller Wasserverbrauch

Virtueller Wasserverbrauch – wie viel H2O steckt in deiner Jeans?

“Virtueller Wasserverbrauch”, das hört sich erst mal irgendwie nach Internet an. Und nach etwas, das nicht real ist. Virtuell eben. Vielleicht ist der Begriff deshalb ein wenig unglücklich gewählt, denn was er eigentlich beschreibt, ist sehr real. Der virtuelle Wasserverbrauch bezeichnet die Menge an H2O, die wirklich in einem Produkt steckt – vom Anbau der Rohstoffe über Produktion bis zum Transport.

Unser täglicher Wasserverbrauch

Der Cappuccino, den wir morgens trinken, das Buch, das wir lesen, die Jeans, die wir tragen. Alles, was wir nutzen, tragen, kaufen, essen, verbraucht Wasser. Und zwar viel mehr, als uns bewusst ist. 120 Liter Wasser benötigen wir im Schnitt täglich für das Offensichtliche: trinken, duschen, Blumen gießen. Der unsichtbare Wasserverbrauch ist ungleich höher: rund 4.000 Liter pro Tag pro Kopf! Diese hohe Zahl liegt nicht nur an der Nahrung, die wir zu uns nehmen (ein Kilo Rindfleisch braucht knapp 16.000 Liter Wasser). Sondern auch an dem, was wir tragen.

Der Wasser-Fußabdruck der Modeindustrie

Rund 10.000 Liter Wasser sind nötig, um ein Kilo konventionelle Baumwolle anzubauen und zu verarbeiten (in Indien ist es sogar die doppelte Menge). Das bedeutet, dass in einer Jeans circa 8.000 Liter Wasser stecken. Das liegt vor allem daran, dass die Baumwolle in trockenen, warmen Regionen angebaut wird. Aber auch die anschließende Verarbeitung und der Färbeprozess brauchen Wasser.

Wie können wir mit unserer Kleidung virtuelles Wasser sparen?

  • Bio Baumwolle statt konventioneller Baumwolle: 40 Prozent weniger H2O als bei der konventionellen Baumwolle fallen hier bei Anbau und Verarbeitung an.
  • Verzicht auf Fast Fashion: Nachhaltige, qualitativ hochwertige Kleidung hat eine höhere Lebensdauer und lässt uns somit viel Wasser sparen.
  • Öko-Jeans verbrauchen weit weniger virtuelles Wasser, da bei der Herstellung zum Beispiel auf das Bleichen mit Chlor verzichtet wird.
  • Recycle-Jeans, wie die des niederländischen Labels Kings of Indigo, für welche Textilreste wiederverwendet werden, sparen ebenfalls eine Menge virtuelles Wasser.
  • Materialien wie Hanf und Leinen verbrauchen ein Viertel weniger Wasser, als konventionelle Baumwolle.
  • Last but not least: seltener Waschen. Vor allem Jeans werfen die meisten von uns viel zu häufig in die Waschmaschine. 600 bis 1.000 Liter Wasser pro Jeans verbrauchen wir so zusätzlich. Der Stoff wird dadurch außerdem rau und irgendwann brüchig, die Farben bleichen aus. Oft reicht es aus, die Hose einmal auf dem Balkon zu lüften, um sie noch einen Tag länger tragen zu können. Es gibt auch Verfechter der No-Wash-Policy die überzeugt sind, dass Jeans niemals gewaschen werden sollen und man die Hose zum Abtöten von Bakterien einfach ab und an eine Nacht ins Gefrierfach legen soll. Ganz so extrem ist vielleicht nicht jeder, dennoch gilt: Weniger (waschen) ist mehr.